Was man zu SCHWAMBERGER f.k.a. Laokoongruppe und deren Platten, Blonde Mädchen Macht & Masse, Walzerkönig und Staatsoper, so ungefähr alles sagen kann, steht da unten. Was man sonst noch brauchen könnte, findet sich oben links unter den drei Streifen.

Bisher von der Laokoongruppe erschienene Alben heißen „Walzerkönig“ und „Staatsoper“. Ein (wunderbares) Nebenprojekt wurde Brosd Koal getauft. Dazu fallen Samples aus dem Werk Anton Bruckners und rural eingefärbte (Begräbnis-)Bläser ebenso auf wie ein grundsätzliches Sturschädltum, das man im Hoamatland ob der Enns schon mit der Muttermilch aufsaugt. Ein gewisser Österreichbezug ist also vorhanden. Allerdings lenkt Karl Schwamberger, der die Laokoongruppe als One-Man-Show betreibt, von diesem Umstand zunächst einmal mit dem Vortragsstil ab. Dieser kommt im andächtigen Diskantgesang nämlich beinahe bundesdeutsch daher und erklärt etwa auch ein Aufwachsen als Mitglied des Kirchenchors – während es Brosd Koal überlassen bleibt, wiederum die seinerzeitige Musikerziehung per Blasmusikkapelle mit einem herrlich gelassenen Oberösterreichisch zu kreuzen: „Wieso soi i reen? Üwa wos? Und mid wem?“

In jedem Fall ist die Arbeit Schwambergers – und nun mit „Blonde Mädchen Macht und Masse“ (Konkord) auch sein dritter Streich als Laokoongruppe – am Treffendsten als markant beschrieben. Abgesehen von der heute auch zwischen verrücktem Versmaß und verschrobenem Stop-and-go-Sprechgesang angelegten Darbietung und einem entsprechend in Spiellaune befindlichen Sprachgebrauch, der dem Hörer seine Deutungshoheit belässt, wird dieser Umstand nicht zuletzt durch die Musik offenkundig.

Einerseits schreibt Schwamberger große und dabei mächtige und prächtige Songs, die etwa bei „Ach Kinder“ zu regelrechten Hymnen anwachsen können. Andererseits unterstützen kontrapunktische Lo-Fi-Motive und Störattacken an der nunmehr in bester-St.-Vincent-Manier gespielten Dada-Gitarre die eigentümliche Note der Unternehmung mit Nachdruck. Stilistisch herrscht ohnehin ein wildes Durcheinander, das sich aber zu einer erstaunlichen harmonischen Einheit zusammenschweißt: Eine Abordnung der Blasmusikkapelle zickezackt zu gerne auch Techno-nahen Laptopbeats, Minimal-Music- und Jazz-Einsprengsel treffen auf den romantischen Schlager mitsamt seinen Trompeten und nach Nashville (Die heulenden Gitarren! Die Bodenständigkeit!) ist es für einen Oberösterreicher mit Wahlheimat Wien im Grunde auch nicht so weit.

Inhaltlich mögen Songs wie „Nach den Authentizitätskriegen“ die augenzwinkernde Selbstverortung der Laokoongruppe im „volkstümlichen didaktischen Schlager“ bestätigen. Vordergründig geht es mit den zehn neuen Songs aber um die wieder einmal gar nicht so guten Verhältnisse – und gelegentlich um deren Überwindung, die auf Dreiviertelbasis am Ende aber erst im Jenseits gelingen will. Im Walzertakt in den Untergang? Das ist dann auch wieder sehr österreichisch. (Andreas Rauschal/Wiener Zeitung)

Wie Karl Schwemberger Blasmusik, Schlager und Alpines mit Techno, Pop und Jazz kurzschließt, verliert nicht an Reiz. „Ein letzter Tanz und dann . . . !“, schreit der Oberösterreicher Karl Schwamberger im Finale des Songs „Einen Walzer noch“ zu furiosen Technobeats und vor Euphorie weinenden Bläsern. „Schluck das Gift, dann gib es mir“, heißt es zuvor zum Walzer aus dem Billigkeyboard: Ein großes Abschiedslied am Ende von „Blonde Mädchen, Macht & Masse“, dem dritten Album von Schwembergers Ein-Mann-Band Laokoongruppe. Es festigt seine singuläre Position: Wie er Blasmusik, Schlager und Alpines mit Techno, Pop und Jazz kurzschließt, verliert nicht an Reiz – dank des wilden Grooves von „Zwölftonjodler“ oder des berührenden „Ach Kinder“. (Holger Fleischmann/Die Presse – Schaufenster)

… Karl Schwamberger alias Laokoongruppe …  setzt auf seinem neuen Album Blonde Mädchen Macht und Masse (Konkord / Rough Trade) nach den Vorgängerarbeiten Walzerkönig und Staatsoper das bewährte Konzept fort, eine originär österreichische Popmusik über die Form der absoluten Künstlichkeit zu erarbeiten. Schwamberger kombiniert dabei Bierzeltfolklore mit Jazz-Einsprengseln, Blues und Landdisco. Er ist großer Fan von Anton Bruckner und Alban Berg, spielte früher daheim in der örtlichen Blasmusik. Er weiß aber auch über elektronischen Noise und abgefeimte Gefühlsüberwältigungstechniken wie den Andachtsjodler Bescheid. Hinter gewohnt klugen, mit kratziger Stimme vorgetragenen Texten („Ich schleiche mich ein und rede mich raus“) verbirgt sich neben aller Abgebrühtheit und Ironie eine tiefe Melancholie. Auch die Sehnsucht und das alte Versprechen der Popmusik, bessere Welten zu ermöglichen, schimmern jederzeit durch. (Christian Schachinger/Der Standard)

Deutschlehrer, Blasmusiker, Bruckner- & Alban Berg-Fan, Brachialelektroniker, Bierzeltmusiker und Land-Disco-Charmeur – der Oberösterreicher Karl Schwamberger vereint viele Talente und Gesichter zu einer der spannendsten Musikkapellen des Landes. Genau, seiner One-Man-Band Laokoongruppe. Auf seiner dritten Platte tut er das noch ein wenig eingängiger als sonst, aber keine Angst, es knarzt und knistert schon noch genug zwischen diversen Volksmusik- und Land- discofox-Einlagen. Und wie er die verschiedenen Enden von Techno bis Schlager verbindet, ist einfach genial. (Andreas Bovelino/Kurier)

Der Name Laokoongruppe führt doppelt in die Irre. Nix Bildhauerei, nix Band. Stattdessen: Musik und One-Man-Show. Der Titel des Openers der aktuellen Platte hingegen zeigt ziemlich genau an, wohin die Reise geht: Zwölftonjodler. Wie auch schon auf Walzerkönig und Staatsoper vermengt Karl Schwamberger auf seiner aktuellen Platte volkstümliche Versatzstücke, Schlagerkitsch und Pop-Plattitüden mit freigeistiger Elektronik, Noise, Free Funk und überhaupt allem, was nicht bei Takt drei auf den Bäumen ist. Ja, das ist ironisch. Aber es ist meilenweit davon entfernt, bloß eine Persiflage und damit zwar kurzfristig unterhaltsam zu sein, aber in letzter Konsequenz halbustig zu werden. Denn Blonde Mädchen Macht und Masse hebt Artefakt nach Artefakt aus dem eklektischen Abwasserbecken. Sobald die Stücke trocken sind, erkennt man ihre ebenso autarke wie überraschende Schönheit. Allen Ernstes. Bei aller Augenzwinkerei.

Auch auf textlicher Ebene schafft Karl Schwamberger den Drahtseilakt. Dass der Mann intelligent ist und keine Angst vor dem Politischen in der Kunst besitzt, wird bereits mit der ersten Zeile klar. Wer aber ein Lied Nach den Authentizitätskriegen nennt, gerät rasch in den Verdacht, ein prätentiöser Schlaumeier zu sein und Diplomarbeiten zu vertonen. Laokoongruppe jedoch zeigt zum wiederholten Male, dass schwereloser Diskurspopclash mit Herz und Haltung möglich ist. Alleinunterhalter-Soundbild trifft Gefrickel, Akademie trifft Alpen, prägnante Poesie trifft Melodieschablonen, LoFi trifft brillianten Audiomix, Tränendrüsensoul, Karl Moik und Alexander Marcus treffen König Leopold, Gustav und Peter Licht. Geht sich aus. Alles. (steroid/Freistil)

Ein wirklich großartiges Album. (Andreas Ederer/Radio FM4)

Mehr oder weniger verklausuliert politisch ist … die Musik von Laokoongruppe, benannt nach der berühmten antiken Skulpturengruppe, die im Vatikanmuseum steht. Laokoongruppe ist die Ein-Mann-Band von Karl Schwamberger, die … dritte Platte des Projekts heißt „Blonde Mädchen Macht & Masse“. Im Laokoon-Universum haben Namen wie Lachenmann ebenso Platz wie verkappte Jodler, Samples aus Bruckner-Symphonien und DIY-Gitarren-Gerumpel. Schwamberger haut als Laokoongruppe noch einmal so richtig auf die Trümmer der Geschichte und baut aus den zurückbleibenden Splittern wunderbar funkelnde Artefakte. (Rainer Elstner/Ö1)

Karl Schwamberger ist ein beschäftigter Mann. Neben der Laokoongruppe betreibt er die Bands Brosd Koal (Gesang im Dialekt) und Nurse P.. Ein weiteres Projekt, das sich dem neuen Wiener Lied widmet, soll sich anpirschen. Mit »Blonde Mädchen Macht Und Masse« (BMMM) veröffentlicht er nun als Laokoongruppe sein drittes Album und bleibt dabei auf Kurs: Die Symbiose aus deutschen Texten und Technobeats, Anton-Bruckner-Samples, Landler, Bontempiorgel, Saxofon (Jazz), räudige Electronics und was weiß ich noch alles, hat sich ja bereits auf »Walzerkönig« (2007) und »Staatsoper« (2010) als einnehmend originell präsentiert, und die Ideen gehen dem Endvierziger mit oberösterreichischen Wurzeln nicht aus. Fast so verwunderlich wie die blonden Haare aus dem Mund am Cover von BMMM muten daher die stilistischen Haken der Soundtexturen in den Stücken an, die vom Entwurf her dem Singer/Songwriter-Genre durchaus nahe stehen. So singt Schwamberger (auch) in großen Melodiebögen, die wieder eine Nähe zum Schlager suggerieren. Nur sind die fertigen »Songs« dann eben abenteuerliche Fahrten auf der Soundachterbahn, die wie eine Landkarte der musikalischen Sozialisation Schwambergers gelesen werden können. Vermeintliche Ursprünglichkeit, wie sie in der Musikschreibe gern gepredigt wird, gibt die Laokoongruppe gar nicht vor. »Authentizität«? War immer schon ein Hundefutter aus der Blechdose, sagt die Labelinfo. Also Pop Artificielle Galore. Genauso wenig echt verhält es sich mit den Texten, die in vagen Bildern und Anspielungen wie ein lyrisches Ich assoziativ funktionieren. Eher schon haben diese Trigger-Funktion mit markanten, lässig zitierbaren Stellen: »Ich muss nur rasch das Sprüchlein sagen/ Zum Trost der Toten für die Blinden/ Ihr werdet euren Weg schon finden/ Den Pfad der Blinden für die Toten« heißt es etwa im wohlig groovenden Eröffnungsstück »Zwölftonjodler«. Oder »Oh Bonnie bitte sieh dich an wie schön du bist/ Dein Kleid leuchtet durch die Postdemokratie«, auch so eine referenzgesättigte Zeile, gesungen im Falsett im wunderbaren »Bonnie«. Das ist Diskurspop in eindeutiger Mehrdeutigkeit, über dessen Lesart man am Tresen nächtelang sinnieren könnte. Politische Interpretation geht auch, muss aber nicht sein. In »Das Wasser Am See« jubiliert erstmals eine Pedal-Steel, die einen nach Nashville beamt, von wo aus man fast schon bis zu Albert Ayler auf der Brücke sehen kann. »BMMM«, das den Canetti schon im Titel hofiert, gibt großzügig Futter für Herz und Verstand, und lässt die Sohle dabei kaum abkühlen. Was will man mehr? Romantisch und singulär, irgendwie. (Stefan Koroschetz/Skug)

Er beißt vielleicht nicht. Einfach nur spielen will Karl Schwamberger aber gewiss auch nicht, sonst würden seine Lieder kaum so eigenartige Titel tragen wie „Nach den Authentizitätskriegen” oder „Lachenmann sag kann man dazu Liebe machen”. Schwamberger weicht dem Diskurs unter dem Pseudonym Laokoongruppe keineswegs aus, und er hat auch nichts gegen klare Aussagen. „Fuck, immer das Gezappel, sitz doch endlich einmal still. Es wird nie eine Bewegung, was sich immer bloß bewegen will”, singt er auf „Blonde Mädchen Macht und Masse”, seinem dritten Album nach „Walzerkönig” (2009) und „Staatsoper” (2010). Es ist nicht die einzige politische Zeile darauf.

„Oh Mutter, kannst du bitte dieses Lied noch einmal spielen, du weißt schon, das mit der Gerechtigkeit. Und Mutter, kannst du bitte einmal noch vorlesen aus dem großen schönen alten Umverteilungsbuch”, heißt es an anderer Stelle poetisch, oder, ungleich militanter, im „Lachenmann”-Lied: „Hier hilft nur noch Gift und Glock und Bomben, hier ist alles missglückt.”

„Dass die Texte eine politische Lesart erlauben, ist mir recht, aber es ist nicht die zugrunde liegende Absicht”, sagt der 49-jährige Wiener mit oberösterreichischen Wurzeln, der zudem noch die Bands Brosd Koal und Nurse P betreibt; ein Duo-Unternehmen in Sachen Neues Wienerlied entsteht gerade. „Manchmal spitze ich die eine oder andere Zeile schon absichtlich zu, aber alles in allem kann sich die Kundschaft gern zusammenrezipieren, was sie will.” Wichtig sei lediglich, den Autor nie mit dem lyrischen Ich zu verwechseln: „Die Texte sind meist assoziativ dem geschuldet, was ich gerade lese, höre, sehe oder rieche. Da ist auch viel Rollenspiel dabei, ich schreibe jedenfalls keine authentischen Liedermachertexte. Meist singt da jemand, der keineswegs ich ist. Auch wenn mich in diesem Land, auf diesem Kontinent und auf dieser Welt vieles enorm ärgert und ich das Kapital hin und wieder tatsächlich gerne niederschießen oder auch bloß einem Zahntechniker eine kleben würde.”

Als Laokoongruppe hat Schwamberger einen ganz eigenen Kosmos geschaffen. Seine Sozialisation in der ländlichen Blasmusikkapelle trifft auf ein Faible für Technobeats, fordernder Jazz und schunkelnder Schlager sind kein Widerspruch, ebenso wenig Freiheitsliebe und formale Strenge: „Der Sound hat sich aus meiner Biografie ergeben, als Laokoongruppe will ich ihn ausloten und ihm immer wieder neue Wendungen und Nuancen abluchsen. Alles jedes Mal in ein völlig neues Gewand zu stecken interessiert mich nicht.” Ebenso wenig interessiert Schwamberger die ewige Frage nach der Ökonomie, nach dem Umgang damit, dass es in Österreich zumeist bestenfalls kein Minusgeschäft ist, anspruchsvollen Pop zu produzieren. „Ich mache es gerne”, sagt er. „Wieso ist das eigentlich immer so ein Thema? Wird da der kollektive Minderwertigkeitskomplex begossen? Leben überall anders die Künstler in Saus und Braus, bloß bei uns ist das Land halt gar so klein und das Publikum viel zu deppert, um tonnenweise all die lässige Musik zu kaufen, die unsere Supertalente unter gar schröcklichen Umständen zusammenschustern?” (Gerhard Stöger/Falter)

Die Laokoongruppe trägt sich ein in die noch zu schreibende Geschichte der raren inhaltlich wie formal brillanten österreichischen Popmusik. So gescheiter und geiler elektronischer Kunst-Pop, der mit Volksmusik und Kitschmotiven spielt und bricht, dass man sein Glück kaum fassen kann […]. (Rainer Krispel/TBA)

Sound 10 von 10, Music 10 von 10 (KEYS)

Austro­diskurspop zwischen Techno und Landler, Pathos und Scharfsicht, Schlager, Klassik und Free Jazz: Was wie eine fiebrige Kritikerfantasie klingt, wird in Form der Einmannband Laokoongruppe wunderbare Wirklichkeit. Unterstützt von Gästen wie Frau Gustav als Jodlerkönigin und Herrn Welter von Naked Lunch als Backgroundstimme, legt der blasmusikerfahrene Oberösterreicher Karl Schwamberger eine so noch nicht gehörte, genuin österreichische und zugleich doch weltoffene Form von Popmusik vor. Ergebnis: „Walzerkönig“ ist eine der spannendsten, eigenständigsten und gewagtesten österreichischen Platten der letzten Jahre. (Gerhard Stöger/Falter)

Eines der schönsten und ergreifendsten Lieder, das die österreichische Musikszene zu bieten hat, geistert ungefähr seit drei Jahren durchs Internet. Der Walzerkönig basiert auf der romantischen Schwermut und Sehnsucht Anton Bruckners ebenso wie auf Samples der Freunde der dörflichen Blasmusik. Und wenn es dann Richtung emphatischen Mittelteil geht, beginnt im Laptop eine voralpenländische Dorfkapelle pathostrunken im mexikanischen Sinn mit Pauken und Trompeten zu randalieren. Bei diesem fünfminütigen Wundersong, der sich selbst als schöne Leich‘ inklusive Trauermarsch mit vorgezogenem Nachdurst inszeniert, zerreißt es einem vor Glück schier das Herz. […] Karl Schwamberger alias Laokoongruppe kombiniert Techno-Sounds mit Klassikzitaten und zünftiger Blasmusik. Heraus kommt wunderbare, originär österreichische Popmusik des 21. Jahrhunderts. (Christian Schachinger/Der Standard)

Die Ein-Mann-Formation Laokoongruppe schließt lokale Einflüsse und globale Rhythmen kurz. Das Ergebnis: Eines der spannendsten heimischen Pop-Werke der letzten Zeit.

Der Titel deutet es an, die Musik macht es klar: Ein Album wie „Walzerkönig“ kann nur aus Österreich kommen. Auf seinem lang erwarteten Debüt schließt die Ein-Mann-Formation Laokoongruppe die globale Sprache von Techno mit lokalen Dialekten aus Landler, Jodler und Schlager genauso kurz wie Synthiepop mit Bruckner und Schubert. Etwas Jazz und viele Bläser webt der in Wien lebende Oberösterreicher Karl Schwamberger ebenfalls in seine bald pathosgetränkten, bald euphorisch pulsierenden Stücke. Das rumpelt und poltert, wirkt oft unfertig, dann wieder aus einem Guss.

Im ersten Moment vielleicht gewöhnungsbedürftig, lohnt das Eintauchen. Denn Schwamberger gelingt das Kunststück, das nur wenige Ausnahmekünstler wie etwa Attwenger schaffen: unter Einbeziehung musikalischer Traditionen und Versatzstücke dieses Landes etwas Neues, Unerhörtes zu generieren, fernab von Provinzialismus, mit Blick weit in die Welt. (Holger Fleischmann/Die Presse – Schaufenster)

Vom Fremdsein in der Heimat

[…] Laokoongruppe alias Karl Schwamberger [plündert] austriakische Kultur in diversen Prägungen. Der Elektro-Troubadour aus Oberösterreich fasst Entlegenes zusammen: Blasmusik und Jodler mit Techno, verziert das Ganze mit Zitaten aus Bruckner-Symphonien und exzellenten Texten. Dieses Hybrid zitiert in Musik und Text ständig das originär Österreichische herbei, um dann dennoch ein Bild der Entfremdung zu zeichnen. Das Namedropping – durch die gewieft gedrechselten Verse geistern Immanuel Kant, Alban Berg, Albert Ayler, Karl Kraus und Thomas Bernhard – ist kein bildungsbürgerliches oder ironisches Tamtam, sondern die rührende Anrufung einer Geistestradition, der man sich zugehöriger fühlt, als der Scholle. Laokoongruppe spürt der Fremdheit im eigenen Land nach, macht keine Heimatkunst, sondern erklärt die Kunst zur Heimat. (Martin Gasser/Kronen Zeitung)

[…] Hier wird ein stilistischer Bastard in die Welt gesetzt, der mit großer Originalität die Ohren nur so zum Flattern bringt. Offensiv wird schamlos die eigene Blasmusikvergangenheit (zum Teil sogar als Rhythmusinstrument) in den Dienst eines Werks gestellt, für das es ähnlich schwierig wie bei Attwenger werden wird, eine griffige Definition zu finden. Das soll uns aber egal sein, schließlich verbindet der gebürtige Oberösterreicher und Klassikhörer Austro-Diskurspop, fette Beats, Landler und undefinierbare Trötensounds mit einer immer wieder durchschimmernden Schlagerseeligkeit. Dazu werden in partiell hymnische Melodien abgründige, ironisch gebrochene Texte in Schriftdeutsch gesungen, unterstützt von Kapazundern aus dem „Butterbrotheimatland“ wie der jodelnden Gustav, Oliver Welter und dem effektive Akzente setzenden Oliver Stotz an der Gastgitarre. In Summe ergibt das einen phänomenalen „Think Global-Act Local“-Pop-Entwurf, dem maximale Aufmerksamkeit zu wünschen ist. Wenn das Stück „Walzerkönig“ kein Hit wird, ist dem Publikum nicht mehr zu helfen. (Stefan Koroschetz/skug)

Es musste ein renitenter Romantiker her, damit eine glanzvolle musikalische Symbiose wieder erwacht: Die verkopfte, urbane Elektronik der 1990er hat ihre größte Nachhaltigkeit in gefühlvollen Tracks gefunden, die Clicks’n‘Cuts mit Gitarre, anderen organischen Klängen und ab und an sogar Sprenkel plakativer Clubmusik gekreuzt haben. Neben Vorzeigekünstlern wie Christian Fennesz hat sich in journalistischer Hinsicht vor allem der langgediente Wiener Musikblog Euroranch um die Paarung von Techno, subtiler Elektronik, Folk und volkstümlichen Klängen aus Santa Fe bis Schärding verdient gemacht. Nun hat ein Ranchmitglied seine eigene Platte vorgelegt, die diese Tradition mit unorthodoxer Instrumentierung und widerspenstigen Songtexten in puren Pop gießt. „Walzerkönig“ Karl Schwamberger alias Laokoongruppe lässt digitale Artefakte und Rausch-Loops auf hallige Gitarren, Bläsersatz-Samples und stampfende Bassdrums treffen und besingt dazu in konfrontativer Wehmut Systemkritik, zwischenmenschliche Utopien und Popkultur für Fortgeschrittene. Zehn Songs, die allesamt sitzen. Schlaues Schunkeln und Schwingen garantiert. (Robert Glashüttner/thegap)

Wie soll man diese Musik bloß nennen? Walzer-Pop? Jodel-Elektro? Polka-House? Auf der Platte der Wiener Laokoongruppe kommt einiges zusammen: Die Gastmusikerin Eva Jantschitsch, besser bekannt als Gustav, gibt die Jodelkönigin. Allerlei Instrumente aus der Blasmusik werden eingesetzt. Und stets surren, brummen und pochen elektronische Geräte.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Alles, was auf »Walzerkönig« an Volksmusik und Heimatkitsch zu finden ist, wird sorgfältig verhackstückt. Den Wettstreit der Instrumente ­gewinnt stets der Synthesizer, der auf der Platte auch den ersten Ton vorgibt: einen bedrohlich wabernden Bass. Und noch die pathetischste Melodie wird von einem knarzenden Synthie unterwandert. Dieser Methode der ironischen Verfremdung folgen auch die Texte. So rühmt Karl Schwamberger, das einzige Mitglied der Laokoongruppe, die österreichischen Seen und Wälder, bekennt seine Liebe zu »Berg und Kuh, Wanderschuh«, um dann das nationale Kuschelbedürfnis zu besingen: »Komm und lehn dich an, komm und lehn dich auf gegen die Moderne.« Österreich, das »Butterbrotheimatland«, ist eben einfach schön: »Innere Sicherheit, kein Attentat. Tiefe Zufriedenheit lenkt meinen Staat.« Dabei verfällt der Mann aber nie in den Tonfall des ernsten Polit-Musikanten, sondern trägt selbst die härtesten Verse zu bezaubernden Melodien vor. Das macht »Walzerkönig« zum derzeit treffend­sten und unterhaltsamsten musikalischen Kommentar zu Österreich. (Markus Ströhlein/jungle world)

Wie meinen? Austro Pop? Ja doch – und sowas von abgefahren! Karl Schwamberger ist die Laokoongruppe (mit Gustav als Jodlerin) war Blasmusiker am Attersee, mischt jetzt furios Schlager & Techno, Jazz, Klassik & Volksmusik, singt dazu hochdeutsch wunderbare Texte. Und: Das Ganze fährt wirklich ordentlich, das wildgewordene Blech nicht weniger als der Synthie. So sollte Austro Pop sein. (Andreas Russ/freizeit kurier)

Die Produktion seines ersten Albums hat sich hingezogen, das Ergebnis rechtfertigt die Wartezeit aber allemal. Walzerkönig ist wahrscheinlich die wildeste musikalische Mischung, die man heuer zu hören bekommen wird – und dabei in sich total stimmig. In schönem Schlager-Hochdeutsch vorgetragene Stücke wie „Ich singe ein Lied für euch“, „Stadt der Musik“ (mit einem Jodler von Frau Gustav) oder „Wir haben euch lieb“ beziehen sich auf Blas- und Volksmusik ebenso wie auf Techno, Jazz, Klassik, Protestlieder und Pop. Die Texte sind ordentlich hinterfotzig, nicht umsonst werden neben Peter Alexander auch Thomas Bernhard und Karl Kraus herbeizitiert. Im Titelsong heißt es: „Ich spiel nicht für euch, wenn ihr Albert Alyer nicht kennt und bei Musik von Alban Berg und Will Oldham nicht flennt.“ Da muss man ihm widersprechen. Man braucht nicht alle Bezüge zu kennen, um an der Laokoongruppe seinen Spaß zu haben. Dieses Album kann wunderbar für sich allein stehen. Neben Gustav, Soap&Skin oder Kreisky ein weiteres Glanzstück von einem österreichischen Musiknarren mit Vision. (Sebastian Fasthuber/now!)

[…] Laokoongruppe […], eine meiner diesjährigen Heimspiel-Lieblingsbands. „Walzerkönig“, bitte! Unfassbar großartige Nummer. Gehört auf FM4 täglich zur Stoßzeit gespielt. (Jaja, ich zupf mich eh schon.) […] Den „Walzerkönig“ schaut man sich erst auf Youtube an (großartiges Video von Adnan Popovic und dann noch „Komm und tanz mit mir“ und dann rennt man sofort los und kauft die CD. („Walzerkönig“, konkord). […] (Doris Knecht/Falter)

Diese Musik ist Österreich

Der Österreicher Karl Schwamberger widerlegt als sein alter Ego „Laokonngruppe“ auf seinem Debüt alle die Nation betreffenden Klischees – und das allein damit, diese auf seine Art zu bedienen. Diskurswalzer oder einfach großer Pop – jedenfalls klingt das, was hier gespielt wird, wie nichts, was man kennt. Auch Schlagwörter wie „Schubertlied“ oder „Romantik“ tun sich auf, und sei es nur, um dann wieder im Bandsalat unterzugehen. Selten durfte man stolzer sein, einer Nation von Künstlern anzugehören. Und nebenbei: Auch die wundervolle Sängerin Gustav aus Wien darf hier jodeln. (Felix Holzer/Vorarlberger Nachrichten)

Schlager? Pop? Spaß? Ernst? Anspruch? Elektrotrash? Keine Ahnung, jedenfalls der heißeste Scheiß, den man sich derzeit antun kann. (freizeit kurier)

Der Herr Karl Schwamberger haut auf den Tisch: „Staatsoper“ nennt er sein zweites Album. Doppel-Vinyl, sapperlot! Subersiv-progressives Disco-Polka-Liedgut mit Schmackes. Er ist der totale Anti-Biedermeier, der urösterreichische Exorzist des Urösterreichischen, und er reitet mit Pauken und Trompeten übers „Butterbrotland“. Ein Album zwischen Schulterschlußchor (mein persönlicher Favorit) und dem „Preis der Propaganda“. Ein spröder Kopf reibt sich an allem und jedem, um sicher zu gehen, daß da auch wirklich irgendwas ist. „Einen Fuß in der Vergangenheit und einen Fuß im Grab. Und immer in Verlegenheit – so steht es im Vertrag“. Groß. (Der Bagger)

Karl Schwamberger legt relativ unbescheiden rasch nach seinem Debüt »Walzerkönig« ein ausladendes Doppelalbum vor, das er beinahe im Alleingang fabriziert hat.

Am erstaunlichsten dabei erscheint, dass ihm bei Beibehaltung seiner Trademark – der Verquickung von Schlager-Pathos mit Pop-Avantgarde – der Schmäh nicht ausgeht. Aus am Papier unvereinbar geglaubten Ingredienzien baut er tatsächlich schlüssige Songs mit meist mehr, selten weniger eindeutigen Texten zur Lage von Nation/Welt. Ein Zitat könnte jetzt nur willkürlich ausgewählt werden. Schwamberger jongliert seine Phrasen auf Dauer des gesamten Werks mit langem Atem immer wieder herum und erzielt seinen Effekt erst im Ganzen. Ein echter Renaissance-Mann, der mit Ouvertüren, motivischen Variationen und einem summierenden finalen Statement arbeitet. Bevölkert sind die Texte unter anderem von Ibsen, Deleuze/Guattari und Stevie Wonder, für ein wenig Yeats ist auch Platz. Neben den stets einfallsreichen Produktionsmethoden zwischen Klassikzitaten und gesampltem »Heimatkitsch« sorgen wenige Gäste für Abwechslung. Oliver Stotz ist an Wundergitarre und Mandola zugange, Martin Siewert mit Lap-Steel und Electronics, Jens Gero spielt Schlagwerk, und der Parkwächter Harlekin erhebt im Zentrum eine zweite Stimme. Als einsame Referenz fällt mir Robert Wyatt ein, der mit »Old Rottenhat« ähnliche Konzepte verfolgte. Wo Wyatt aber reduzierte und innerhalb seiner politischen Lieder sehr persönlich wurde, schichtet Schwamberger Block für Block auf und sucht statt des Ichs ein schwer zu definierendes Wir. Die offensichtlichen Hit-Angebote finden sich nicht, »Kapital Chacha« geht vielleicht durch. »Staatsoper« ist unzeitgemäß lang, schlecht downloadbar, nicht in einem Mausklick konsumierbar. Es ist eben, was es sein soll: ein ausuferndes Meisterwerk. (David Mochida krispel/thegap)

Die Musik Karl Schwambergers alias Laokoongruppe war schon bisher nicht in die herkömmlichen Popformate einordenbar. Dafür wandelte diese zu sehr abseits allseits bekannter Soundentwürfe und eindeutiger Stilzuschreibungen. Und daran hat sich auch auf dem kürzlich bei Konkord Records erschienenen neuen Album „Staatsoper“ nicht viel geändert. Abermals ist es der Ein-Mann-Formation gelungen, eine ganz eigene und ungemein spannende Version von Popmusik zu konzipieren, welche sich durch eine enorm vielfältige und höchst eigenständige Klangsprache auszeichnet.

Karl Schwamberger ist ein Musiker, der wohl aus allem, was man ihm vorsetzt, etwas vollkommen Neues erschaffen kann. Die Art und Weise wie er unterschiedlichste musikalische Versatzstücke zu bearbeiten, zu formen und zu vereinigen, einfach diese einer neuen Kontextebene zuzuführen weiß, kommt der großen Songwriting-Kunst ungemein nahe. Ohne jegliche Berührungsängste wandelt der gebürtige Oberosterreicher an den Schnittstellen zwischen den verschiedenen Genres, bedient sich je nach Lust und Laune mal aus dem einen musikalischen Pool, mal aus einem anderen. Einzige Voraussetzung, es passt und die Elemente ergeben, miteinander in Einklang gebracht, ein stimmiges und logisches Ganzes. Vermeintliche musikalische Grenzen nimmt der Karl Schwamberger in seinem Projekt Laokoongruppe, so scheint es, schlicht und einfach als Aufforderung, diese ohne allzu viel Nachdenken zu überschreiten.

So übersetzt Karl Schwamberger, der als Jugendlicher  irgendwo zwischen Alpensee, Anton Bruckner-Symphonien, Volksmusik und Bauernjazz musikalisch sozialisiert worden ist, wie schon auch auf dem Erstlingswerk „Walzerkönig“, gekonnt Einflüsse aus der stark lokal geprägten, jedoch von jeglichem heimatlichen Kitsch befreiten Blasmusik sowie Zitate aus der Klassik und dem Jazz in ein experimentell elektronisch angehauchtes avantgardistisches Popformat , wie man es schon lange nicht gehört hat. Mit dem Unterschied, dass die neuen Stücke vielleicht um einen Tick durchdachter arrangiert und in Szene gesetzt worden sind, wobei von einem „cleanen“ Sound die Musik der Laokoongruppe noch meilenweit entfernt ist. Immer noch rumpelt und knistert es zwischen den feinen Melodien und Harmonien gehörig.  „Staatsoper“ ist auch als eine Art politisches Statement zu verstehen. Nicht immer offenbart sich die Kritik auf den ersten Blick, vielmehr schimmert diese in Anspielungen durch, wobei der Musiker der Interpretation viel Raum lässt.

Karl Schwamberger stellt mit dem neuen Album „Staatsoper“ einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis, dass er ohne Zweifel zu den spannendsten und vor allem innovativsten Songwritern des Landes zu zählen ist. Die aktuellen Songs heben sich aufgrund des höchst eigenständigen Sounds erfreulicherweise deutlich von bekannten Mainstream-Popentwürfen ab und fordern einfach dazu auf, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. (mt/music austria)

 Brüchige Schönheit […]

Das Cover von „Staatsoper“ ziert eine Nachbildung ebendieser – aus Trachtenstoff, inklusive Holzknöpfen und Miniaturgämsen. Will Karl Schwemberger, der Kopf der Ein-Mann-Formation Laokoongruppe, damit visualisieren, dass der hiesige Provinzialismus bis in die bürgerlichen Institutionen reicht? Oder dass für seinen originären Pop-Entwurf alpenländische Musik auf Augenhöhe mit der Klassik steht? Man weiß es nicht, wenngleich beides nicht verkehrt scheint. Was auf seinem meisterlichen Debüt „Walzerkönig“ noch unerhört war, klingt nun – im besten Sinn – selbstverständlich und vertraut: Die Zusammenführung von Schlager-Pathos, Hochkulturzitaten und lokaler Blasmusik im Zeichen von Pop und im Rhythmus von Techno. Inhaltlich reibt er sich am „Butterbrotland“ und seinen Akteuren, an Kapital und Globalisierung, ist politisch, ohne belehrend zu sein. Und in jeder Minute fordernd. Nicht nur deswegen: abermals ein großer Wurf, dessen Schönheit so brüchig wie eigenständig ist. (Holger Fleischmann/Die Presse)

Post vom Protestlied: „Poesie statt Parole!“ Karl Schwamberger alias Laokoongruppe hat mit „Staatsoper” das österreichische Diskurspopmanifest der Stunde verfasst.

[… Laokoongruppe bringt …] Techno, Pop und verfremdete Elemente alpiner Musiktraditionen zusammen und verabreicht dazu gekünstelt intonierte deutsche Texte. Trotz ausgeprägter Schlagerneigung geht die Reise dabei nie in Richtung „Musikantenstadl”; als Meister der einlullenden Widerborstigkeit bleibt Schwamberger lieber in der Diskursstube hocken. Dort fühlte sich die Laokoongruppe vergangenes Jahr schon mit dem großartigen Debüt „Walzerkönig” wohl, und dort ist auch das mit 16 Songs und gut 70-minütiger Spielzeit üppig angelegte Nachfolgemodell „Staatsoper” daheim. Andeutung statt Eindeutigkeit lautet weiterhin das Motto. Poesie statt Parole und Vielschichtigkeit statt Eindimensionalität.

[…] „Staatsoper” bestätigt […], dass die Laokoongruppe neben Gustav die wichtigste Stimme des postmodernen Protestlieds österreichischer Prägung ist. Wenn man sich nur traut, kann man dazu übrigens auch tanzen. Trotz aller intellektuellen Schwere. (Gerhard Stöger/Der Falter)